Pilgern steht seit ein paar Jahren (wieder) hoch im Kurs. Es ist Ausdruck eines spirituellen Bedürfnisses gerade auch des modernen Menschen und so verwundert es nicht, dass neben Pilgerorten in Franken (Kreuzberg) und Deutschland (Einsiedeln, Eichstätt, Regensburg und Aachen) auf der Liste der 10 beliebtesten Ziele nicht nur Rom in Italien, sondern vor allem auch Santiago de Compostela in Spanien zu finden ist.

Santiago de Compostela ist das Ziel der Pilger, die auf dem Jakobsweg ihre Pilgerreise antreten. Es liegt im Nordwesten Spaniens, in der Provinz Galicien. Dort findet sich die Kathedrale, die die Gebeine des Heiligen Jakobus beherbergt – so die Chroniken. Das Grab des Apostels Jakobus wurde Anfang des 9. Jahrhunderts gefunden. Die Kathedrale, wie man sie heute sieht, entstand im 11. und 12. Jahrhundert und im Laufe der Zeit wuchsen Klöster und Kirchen um dieses Gotteshaus herum. Im Mittelalter pilgerten mehr Menschen nach Santiago de Compostela als nach Jerusalem. Dennoch blieb Santiago nur das zweitbedeutendste Pilgerziel der Christenheit, hinter der Grabeskirche von Jerusalem.

In Santiago de Compostela wird auch die Compostela-Urkunde ausgestellt, die den Abschluss der Jakobs-Pilgerreise offiziell dokumentiert – vorausgesetzt, man hat genügend Stempel in seinem Pilgerpassgesammelt. Einen solchen Stempel kann man sich seit einiger Zeit auch in der Kirche in Hafenlohr abholen; dieser zeigt eine Muschel als Symbol für die Pilgerfahrt und den Schriftzug „St. Jakobus Kirche Hafenlohr – Buen Camino“. Jährlich wird hier am 25. Juli das Patroziniumsfest in Gedenken an den Namensgeber der Kirche – Jakobus, einer der 12 Jünger Jesu – begangen.

In diesem Jahr fand der Festgottesdienst bei herrlichem Sonnenschein im Freien statt. Damit dies möglich wurde, hatten zahlreiche freiwillige Helfer den Altar vom Kircheninnraum nach draußen verlegt. Um der Eucharistiefeier einen würdigen Rahmen zu verleihen, hatte die Gärtnerei Fischer den Blumenschmuck hierfür gespendet. Zelebriert wurde der Gottesdienst von Pfarrer Hermann Becker und Pfarrvikar Matthias Eller. Die musikalische Umrahmung übernahmen in souveräner Weise der Gesangverein 1877 Hafenlohr unter Leitung von Marlies Grollmann, begleitet von Thomas Grön am Keyboard, sowie Johanna Weis an der Gitarre. Für PV Eller war es der letzte Gottesdienst in seiner Gemeinde, denn nach 8 Jahren verließ er die Pfarreiengemeinschaft St. Laurentius am Spessart. Sein Weg führt ihn in den pastoralen Raum Schwarzach am Main; seinen Wohnsitz wird er in Wiesentheid nehmen.

In der Festpredigt ging PV Eller auf seine Lebensstationen ein und ließ die Zeit im Spessart noch einmal Revue passieren. In den an den Gottesdienst sich anschließenden Redebeiträgen dankte man ihm von Herzen für sein Engagement und seinen Einsatz in den einzelnen Ortschaften: Für die Pfarrgemeinde, die Kirchenverwaltung und das Ortsteam sprach Andrea Pöschl. Sie überreichte als Geschenk einen Rucksack, der in mehrstündiger Handarbeit von den Näherinnen der „Stoffträume“ angefertigt, mit dem Symbol der Muschel bestickt und von den Gemeindemitgliedern mit Köstlichkeiten aus Franken gefüllt worden war. Dieser soll Eller auf seinem weiteren Pilger-, Glaubens- und Lebensweg gute Dienste leisten. Einen humorvollen Einblick in die Zusammenarbeit des Pfarrvikars mit den Ministranten gewährte die Oberministrantin Caroline Pöschl. Bürgermeister Thorsten Schwab bedankte sich als Stellvertreter der bürgerlichen Gemeinde und deutete an, dass durch den Lauf des Mains quasi alle Wege (zurück) nach Hafenlohr führten. Stephan Schneider drückte im Namen der Freiwilligen Feuerwehr Hafenlohr-Windheim sein Bedauern darüber aus, mit Eller nicht nur einen Pfarrer, sondern einen Kameraden zu verabschieden – schließlich ist dieser in seiner alten Heimat Steinsfeld ebenfalls Ehrenmitglied der dortigen Feuerwehr. Das großformatige Foto der Feuerwehrmitglieder, aufgenommen beim Fest 2019, soll an dieses erinnern. Auch die verschiedenen Generationen haben in PV Eller in den letzten Jahren einen Ansprechpartner, Organisator und Seelsorger gefunden: Agnes Hupp bedankte sich im Namen der Senioren, die Jüngsten der Kinderkirche verabschiedeten sich mit einem Lied, das sie bei den monatlichen Kindergottesdiensten gesungen hatten.

Die Anwesenden waren eingeladen, sich bei dem anschließenden Umtrunk zu stärken, sich auszutauschen und im persönlichen Gespräch von PV Eller zu verabschieden. Eine Fortführung erlebt dieser Tag durch eine von Pastoralreferent Reinhold Grimm angestoßene Aktion: Jeder Besucher konnte sich nach dem Gottesdienst ein Los ziehen, auf dem eine besondere Aufgabe für ihn/sie stand: zum Beispiel jemanden wieder einmal mit einer klassischen Ansichtskarte von einem Ausflug oder aus dem Urlaub zu überraschen, jemanden zum Essen oder zu einem Gedankenaustausch oder zu einem Spaziergang einzuladen. Am besten sollten die Personen dann kurz per Mail von ihrer Aktion berichten und die Gemeinde würde so erfahren, welche „Gewinne“ im Lostopf waren und wer sein Los eingelöst hat. Man darf gespannt sein, welche Erfahrungen die Gemeindemitglieder und die am Patroziniumsfest Anwesenden mit ihrem Los gemacht haben und ob uns der eine oder die andere etwas darüber verrät. Man wird sehen …

Text: Andrea Pöschl
Fotos: Geli Hauck und Thorsten Schwab