Thema der Wallfahrt: ausgestreut……. ausgesät……. Unruhe des Glauben.

Am Sonntag, 26. Juni 2022, um 4 Uhr, noch in der Dunkelheit, trafen sich die Wallfahrer der Pfarreiengemeinschaft St. Laurentius am Spessart für die 47. Pfarrwallfahrt nach Mariabuchen. Pfarrer Hermann Becker und Wallfahrtsführer Edgar Roos, begrüßten die Wallfahrer am Feuerwehrhaus am Äußeren Ring in Marktheidenfeld. Auch in diesem Jahr begleitete ein Fahrzeug des Roten Kreuzes die Pilgergruppe. Die Helfer vom Roten Kreuz sind sofort zur Stelle falls unterwegs erste Hilfe notwendig wäre, oder jemand „schwächelt“ unterwegs, so könnte er im Fahrzeug mitfahren, bis er wieder zu Kräften kommt. Gott sei Dank, ist alles gut gelaufen. Während der Pausen versorgten die Helfer des Roten Kreuzes die Wallfahrer auch mit heißem Kaffee. Das Angebot wird bei den Pilgern seit Jahren dankbar angenommen. Pfarrer Becker würdigte das Engagement wieder neu und bedankte sich gleich zu Beginn für diesen Dienst, der vom Roten Kreuz seit den Anfängen der Wallfahrt, jedes Jahr treu und zuverlässig geleistet wird.
Bei schönstem Wallfahrtswetter ist die Pilgergruppe aufgebrochen. Der Weg führte über Karbach, Roden zur ersten Rast im Wald vor Ansbach. Nach einer kurzen Kaffeepause führte der Weg weiter über Ansbach zur Gertraudenkapelle nach Waldzell. Ein Gebet zur hl. Gertraud beendete den ersten Teil der Wallfahrt. Neben einigen neuen Wallfahrern, kam auch die Musikapelle aus Mühlbach/Urspringen an der Gertraudenkapelle noch dazu. Die Musikanten begleiteten ab da die Wallfahrergruppe bis nach Mariabuchen mit ihrer Blasmusik. Sie waren auch in diesem Jahr wieder eine wirkliche Bereicherung für unsere Wallfahrt. Über Waldzell, führte der Weg in einem längeren Abschnitt durch den Wald direkt zum Parkplatz oberhalb von Mariabuchen. Dort sammelte sich die Gruppe (ca. 50 Teilnehmer) und zog mit dem „Großer Gott wir loben dich…. runter in die Wallfahrtskirche, wo sie mit Glockengeläut begrüßt wurde.

Der Weg war ein Erlebnis für alle Teilnehmer. Im Alltag wieder mal anhalten, …. einen Schnitt machen…., sich neu orientieren,….. hinaus in die Natur,…. dankbar das Geschenk der Schöpfung wahrnehmen…… die eigenen Sinne öffnen für das Geschenk allen Lebens….. Von der Dunkelheit haben wir uns in den neuen Tag hineingetastet, in den Sonntag hinein. Beeindruckend auch das erste Morgenrot und die ersten Sonnenstrahlen am Horizont…. den vielen Stimmen draußen haben wir gelauscht…. Gestaunt haben wir über all die Getreidefelder, über die neue Ernte, die heranwächst, teilweise schon fast reif….. Der Duft nach frischem Heu weckte bei vielen Erinnerungen ……
All das war ein gemeinsames Erlebnis auf unserem Pilgerweg.

Der Wallfahrtsführer hat auf unserem Weg immer wieder versucht, Impulse zu geben aus dem christlichen Glauben heraus, für unseren Alltag, für die Themen unserer Zeit. Impulse, damit wir wieder neu hinschauen auf die vielen „Baustellen“ und schwierigen Themen unserer Zeit. Hinschauen und nicht wegschauen und um Lösungen ringen, die auch einen Erhalt und eine Verbesserung für unsere nächsten Generationen bedeuten. Unruhig werden, achtsam und wachsam durchs Leben gehen.

Themen wie die Schöpfung, ihre drohende Zerstörung durch uns Menschen, die ökologische Gerechtigkeit, das Wachsen und Gedeihen, das Pfingstereignis, Heilung, die Begegnung mit Maria, haben die Wallfahrer unterwegs auch still und nachdenklich werden lassen.
Mit Liedern und Gebeten wurden Dank und Bitte und all unsere Anliegen vor Gott gebracht.

Pfarrer Becker hat den Wallfahrtsgottesdienst in Mariabuchen zelebriert. In seiner Predigt hat er das Thema der Wallfahrt aufgegriffen.
Die christliche Botschaft ist kein Schlafmittel, keine Droge. Dort wo die Botschaft einen Menschen im Innersten trifft, macht sie unruhig, bringt Veränderungen im Menschen und im Umfeld, dort bringt sie Erneuerung, Erneuerung hin zu Gott, heilsame Unruhe. Christsein ist nicht wie der Fluß des Main´s, der so gemächlich langsam dahin fließt. Christsein ist vielmehr ein rauschender Bach, der uns in Bewegung bringt. Die christliche Botschaft bleibt nicht verschlossen im Menschen. Das Wort Gottes drängt hinaus. Raus auf die Straße….. raus zu den Menschen….. erzählen und verbreiten was möglich ist….. die gewohnten Grenzen überschreiten und Neues ausprobieren, aufeinander zugehen…… heilend wirken, Neuland erkunden …… den Schatz im Anderen entdecken….. das Leben neu entdecken.
Das zeigen auch die Tageslesungen im Gottesdienst.
In der 1. Lesung aus dem Buch der Könige bekommt der Prophet Elija den Auftrag seinen Nachfolger Elíscha zu rufen und zu salben. Elija ruft den jungen Elíscha von der Feldarbeit weg, ihm zu folgen…. ein harter Schnitt in seinem Leben. Das ist alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen.
Oder im Evangelium des Tages nach Lukas, als drei Männer Jesus begegnen auf seinem Weg nach Jerusalem. Sie möchten ihm nachfolgen. Als Jesus ihnen offenlegt, was sie erwartet,.. kein Luxus, kein Dach über dem Kopf, kein Abschied nehmen, nicht zurückschauen…. da lässt das Evangelium offen, ob sich die drei Männer daraufhin entschließen konnten, ihm nachzufolgen.

Der Geist Gottes hat auch unsere Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan angetrieben, ihre Heimat Irland zu verlassen und in´s fränkische Land zu ziehen, um das Evangelium bei uns zu verkünden.
Dieser Mut, hat uns den christlichen Glauben gebracht, Kilian und seinen Gefährten aber hat dieser Glaube das Leben gekostet. Der christliche Glaube ist kein Schlafmittel, er bedeutet Aufbruch ins Neuland. (Unser Wallfahrtsbildchen zeigt den Bischofstab von Würzburg mit den Frankenaposteln im Schiff.)
In der Geschichte unserer Kirche hat es immer wieder Zeiten des Wachrüttelns, Zeiten des Aufbruchs und Neuanfangs gegeben. Wir sind heute gerufen, daran mitzuarbeiten. Unsere Wallfahrt hat dazu Mut gemacht. Gottes Geist war spürbar. Es war ein Weg des Glaubens.

In Mariabuchen kamen dann die Wallfahrer aus Stetten mit ihrer Musikkapelle noch dazu. Gemeinsam mit Ihnen haben wir den Wallfahrtsgottesdienst gefeiert. Die beiden Musikkapellen haben den Gottesdienst musikalisch begleitet. Es war ein besonderes Erlebnis für alle Teilnehmer.
Gestärkt mit dem Wort Gottes und dem Segen vom Altar kehrten die Wallfahrer dann wieder in ihre Heimatgemeinden zurück. Ein schöner Wallfahrtstag mit vielen Erlebnissen und Begegnungen.

Text: Edgar Roos
Bild: Ulrich Kneise, unter: https://www.sobla.de/aktuelles/detail/ansicht/vorbilder-in-einem-boot/