Festgottesdienst der Pfarreiengemeinschaft

Patrozinium des Heiligen Laurentius

Mit einem Festgottesdienst feierte die Pfarreiengemeinschaft St. Laurentius am Spessart am Sonntag das Patrozinium in der St. Laurentius Kirche. Der Märtyrer Laurentius, dessen Gedenktag in der katholischen Kirche jährlich am 10. August begangen wird, gilt unter anderem als Patron der Armen und ist Namensgeber für die Marktheidenfelder Laurenzi-Messe.

Hermann Becker begrüßte die Anwesenden herzlich zum Patrozinium.

Wir feiern jedes Jahr – und jedes Jahr ein bisschen anders –

Es ist unser Patroziniumsgottesdienst für die Pfarreiengemeinschaft „St. Laurentius am Spessart“. Zugleich gibt es uns ja nur noch als „Untereinheit“ des neuen „Pastoralen Raumes Marktheidenfeld“. Für den gibt es aber noch keinen Namen und keinen Patron.

Wir feiern die Mess und die Messe in besonderen Zeiten: auch heute fallen Bomben auf Städte und leben Menschen in der Ukraine in Angst und Schrecken, in Israel, um Taiwan – der Friede auf der Welt ist weit und weiter weg gezogen!

Noch immer setzt uns die Pandemie zu – und lichtet so manche Reihe, auch unter uns.

Wir feiern Patrozinium – den hl. Diakon Laurentius, treuer Diener in der Kirche und für die Menschen. Er möge uns beistehen, in den wirren Zeiten die Orientierung nicht zu verlieren – die da für uns heißt: Gott. Zu ihm dürfen wir rufen aus den Nöten unserer Zeit:

Becker sagte in seiner Predigt:

Wie spät ist es? Es kommt drauf an … auf welche Uhr man schaut!

Seit einigen Wochen nun schon schauen die Leute, die am Schoppenfenster stehen oder auf dem Marktplatz sitzen, zur Turmuhr hinaus – und sind irritiert:

die Zeiger stehen auf 6.52 oder ist es 18.52 Uhr.

Der Blick zur stehenden – oder sagt man besser: ruhenden Uhr auf der Südseite des Kirchturms hat schon zu manchen Diskussionen geführt; manche haben einen Termin verpasst, andere kommen viel zu spät nach Hause, viele sind irritert.

Wie spät ist es denn jetzt?!

Wie gesagt: es kommt drauf an.

Einige möchten die Zeit ja gerne anhalten oder gar zurückdrehen – auf die Zeit vor Corona, vor dem Krieg, vor dem Klimawandel. Erinnern Sie sich noch, wie das früher war?

Wir gingen auf die Mess noch ohne die Angst, man könnte mit einem Virus heimkommen; das Benzin war zwar auch schon teuer, aber die Sorgen gab es nicht, dass man seine Gasrechnung vielleicht nicht mehr bezahlen kann. oder den Strom.

Früher – daran denken manche auch gerne in der Kirche zurück:

Das waren noch Zeiten, als jede Gemeinde ihren Priester hatte, Ordensleute zum gewohnten Stadtbild gehörten, die Kirchen voll waren, man sich in der Liturgie noch auskannte. Und jetzt – geht die Sorge um, wir müssen St. Josef verkaufen oder umwidmen, oder wenn ich gehe – wird es fraglich sein, ob noch ein Pfarrer ins Pfarrhaus einziehen wird; wie es auch kaum noch andere pastoralen Kräfte gibt .

Was sind das bloß für Zeiten?

Unruhige Zeiten, auf vielen Gebieten. Überall fehlen Arbeitskräfte und Fachleute – wo sind die denn alle? Hotel und Gastronomie suchen dringend Köche und Bedienungen, Bäcker, Metzger, sogar die Schausteller auf der Mess klagen – ?!

Und die arbeiten, klagen über Überforderung – zu recht. Wenn sie denn (noch) arbeiten können, wenn genügend Nachschub kommt, wenn es noch Strom gibt, wenn wenn .

Die Uhr auf dem Kirchturm steht – aber die Zeit geht weiter, die Erde dreht sich weiter. Man darf schon Sorge haben: wie werden die Zeiten noch? Was kommt da noch alles auf uns zu, und in welche Zukunft gehen wir?

Vieles hängt vom Menschen ab – auch von uns. Ich will mir dazu den Gedanken des Apostels Paulus zu eigen machen, im Brief an die Korinther schreibt er: wer kärglich sät, wird kärglich ernten, wer mit Segen sät, wird mit Segen ernten.

Was sollen wir säen? Was wollen wir, das wächst? womit füllen wir die kostbare Zeit? Wofür investieren in Technik, Wissen, wofür verwenden wir Geld, Zeit?

Ob der Blick zur ruhenden Uhr auch nachdenklich machen kann?

Und zum Fragen anstoßen kann!

Suchen Menschen heute nicht vermehrt wieder nach „Spiritualität“ (im weitesten Sinn)? Yogakurse, Hilfe zur Selbstfindung, Meditation, sind gefragt, wie noch nie. Menschen spüren, dass es noch etwas anderes geben muss als Arbeit, Stress und Wellness.

Nicht wenige von uns machen jetzt Laurenzi- Urlaub: die einen, indem sie reichlich auf die Mess gehen, die anderen, indem sie die Mess meiden und fortfahren.

Für alle aber kann der hl. Laurentius als treuer Jesus-Schüler einen guten Weg weisen, wie unser Leben reich wird: In seiner ganz praktischen und pragmatischen Sorge für die Armen und Kleinen in der Gemeinde übte er konkrete Nächstenliebe und – Bescheidenheit.

Wer sein Leben in dieser Welt geringachtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben“ – ist ein Wort Jesu, das auch Laurentius kannte – und lebte. Es kann ein guter Wegweiser sein, zu mehr Sinn und Erfüllung im Leben zu finden.

Arme, Kranke, Greis und Kind“ – sind die Juwelen der Kirche. Sie hat Laurentius dem römischen Befehlshaber gezeigt als der wahre Schatz der Kirche.

Auch in der Kirche müssen wir das neu lernen, und abbauen, was uns zugewachsen ist – auch an Macht und Einfluss, an Vermögen und Besitz.

Und die Botschaft Jesu wieder neu entdecken – als Frohe Botschaft fürs Leben.

Dabei müssen wir uns fragen: geht es uns nur um dieses Leben? Ist die Perspektive Jesu nicht das ewige Leben? Zu dem er auferweckt wurde, und das er allen verheißen hat, die ihm folgen wollen? die an IHN glauben?

Wie spät ist es also?

Ich finde, es ist reichlich spät, und – ganz biblisch – umzukehren, umzudenken, einfacher, bescheidener, solidarischer zu leben, dabei aber umso fröhlicher!

Wie wir es von unserem Patron kennen. Denn „Gott liebt einen fröhlichen Geber!“

Und übrigens … warum steht nun die südliche Turmuhr?

Es sind die geschützten Dohlen, die just in das Uhrwerk ihre Nester gebaut haben. Unser Turm ist als Dohlenwohnung schon ausgezeichnet und zertifiziert worden! Schön, dass sie bei uns daheim sind! (Sie könnten allerdings ihre Nester auch woanders bauen!) so Becker

Von der Empore aus wurde die Messe von der Katholischen Kantorei unter Leitung von Hermann Grollmann musikalisch umrahmt wurde. Als das St.-Laurentius- Lied verklungen war, formierten sich die Kirchenbesucher in der Obertorstraße zu einem Festzug und zogen zum Frühschoppen in das Festzelt der Laurenzi-Messe auf der Martinswiese.

Text: Erhard Wiesmann / Hermann Becker

Bilder: Erhard Wiesmann