Im Sonntagsgottesdienst am 19.07.2020 hat Martin Drzizga während seiner Ausbildung zum Pastoralreferenten die Predigt zum aktuellen Sonntagsevangelium gehalten. Pfarrer Hermann Becker sagte bei der Begrüßung dass dieses Wochenende eigentlich das Pfarrfest stattgefunden hätte, welches wegen den Corona Vorschriften leider nicht stattfinden kann. Als kleinen Ersatz gab es nach den Gottesdienst eine Begegnung auf dem Kirchplatz. Den Gottesdienst und auch auf dem Kirchplatz umrahmte die Bläsergruppe unter Leitung von Thomas Grön die Feier.

Predigt von Pastoralassistent Martin Drzizga Liebe Schwestern und Brüder, wie kann man sich das Himmelreich vorstellen? Die Frage nach dem Wesen des Himmelreiches markiert den Ausgangspunkt des heutigen Evangeliums. Doch das Sein des Reiches Gottes lässt sich weder Präzisieren noch in klare Worte fassen. Jesus gibt alleine heute drei Antwortmöglichkeiten vor, die aber nicht klar und verständlich sind, sondern die in Gleichnissen formuliert sind. Es sind Verständnis- und Vorstellungshilfen, die uns das Reich Gottes nahebringen wollen. Denn zu unbeschreiblich scheint dieses Reich zu sein. Zu vielfältig in seinem Wesen.

Allen drei Gleichnisse sprechen nicht von einem Reich, das sein wird, das in der Zukunft liegt. Sie sprechen von einem Reich, das bereits ist. Das angefangen hat zu existieren. „Das Himmelreich ist“ (Mt 13, 24. parr. 13,31.33). Es ist wie ein Samen, der in die Erde geworfen wurde. Der Samen ist das Wort Gottes, das Jesus in die Welt, in uns gesät hat. Nachts kam der Feind und säte Unkraut unter das Weizen. Erst als das Weizen anfing Frucht zu tragen, bemerkte man das Unkraut. Wieso merkte man nicht früher, dass das Unkraut zusammen mit dem Weizen wuchs? Es liegt daran, dass es sich um eine bestimmte Unkrautart handelt, die vom Weizen während des Wachstums nicht unterscheidbar ist. Man erkennt erst an der Frucht, ob es sich um Weizen oder um Unkraut handelt.
Liebe Schwestern und Brüder, wir Christen dürfen uns Kinder Gottes nennen lassen. In der Taufe wurden wir in die Liebesbeziehung Gottes hineingenommen. Eine Liebe, die uns geschenkt wird. Eine Liebe, die gleichzeitig herausfordert. Wir sind der gute Samen. Wir sind als Töchter und Söhne des Reiches Gottes dazu ausgesät worden, um Frucht in der Welt zu tragen. Bis zu dem Tag, an dem Gericht gehalten wird und das Reich zur Vollendung gelangt. Frucht tragen meint, dass man uns ansieht, dass wir aufgrund unseres Glaubens dieses Reich verkünden; es den Menschen in unserem Reden und unserem Tun erfahrbar machen: durch ein aufmunterndes Wort durch Achtsamkeit, den anderen gegenüber durch ein freundliches Lächeln, wenn ich durch die Straßen der Stadt gehe. Zum guten Samen wurde auch das Unkraut dazu gesät. Es gleicht dem guten bis zuletzt. Unter uns Christen gibt es so viele Menschen, die sich unter den Deckmantel ihres Glaubens oder auch ihres Amtes verstecken. Sie Handeln nicht aus dem Geist Gottes, sondern nach ihren eigenen Maßstäben. Eigennutz oder auch die Befriedigung ihrer Bedürfnisse stehen im Vordergrund. Sie tragen dadurch nicht zum Aufbau des Reiches Gottes bei, sondern zur Schädigung dessen. Mit einem jeden Mal wird die Glaubwürdigkeit der Existenz des angebrochenen Reiches Gottes gemindert. Der Herr weiß um dieses Unkraut. Denn er ist es, der die Herzen erforscht. Er weiß um die Absicht des Herzens (vgl. 8,27), wie es im Römerbrief heißt. Der Herr weiß darum. Aber dennoch möchte er das Unkraut nicht voreilig ausreißen lassen, wie es die Knechte im heutigen Gleichnis fordern (vgl. Mt 13,28). Auch wenn ich meine, dass der Schaden durch das Unkraut, auch meines persönlichen Unkrauts, immer größer wird, sieht Gott es anders. Denn beim Ausreißen würde auch der gute Same mit ausgerissen werden (vgl. Mt 13,29). Solange beides am Wachsen ist, Unkraut und Weizen, lässt der Herr gedeihen. Es ist noch nicht ersichtlich, welche Frucht am Ende der Halm tragen wird. Erst zum Zeitpunkt der Ernte kann unterschieden werden zwischen guter und böser Frucht. Diejenigen, die sich nicht haben vom Geist des Herrn leiten lassen, werden in das Feuer geworfen werden und werden heulen und mit den Zähnen knirschen (vgl. Mt 13,42), wie es heißt.

„Wer Ohren hat, der höre!“ (Mt 13,43). Unsere Aufgabe, liebe Schwestern und Brüder, ist das Zuhören. Das hören auf die Worte unseres Herrn. Wie Kinder ihren Eltern zuhören, wenn diese ihnen was zu sagen haben, so sollen auch wir den Worten des Herrn lauschen, der uns das Reich Gottes offenbart. Das Hören darf nicht als bloße Aufforderung verstanden werden. Nein, sie ist viel mehr. Sie ist eine Forderung und eine Ermahnung zugleich! ‚Wenn ihr auf die Worte und Gebote nicht achtet, die ich euch gebe, so werdet ihr auch keinen Lohn zu empfangen haben‘ (vgl. Joh 12,48f), spricht der Herr an anderer Stelle. Ähnliches gilt ja auch für die Kinder. Wenn sie den Eltern nicht zuhören, obwohl sie es fordern bzw. sie dazu ermahnen, werden sie auch eher mit einer Bestrafung oder einem Entzug rechnen müssen, als mit einer Belohnung. Der Heilige Benedikt von Nursia schreibt im Vorwort seiner Regeln: „Umgürten wir uns also mit dem Glauben und der Übung der guten Werke, und gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine Wege, damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat. Wenn wir im Zelt seines Reiches wohnen wollen, müssen wir mit guten Taten vorwärtseilen; sonst werden wir nie dorthin gelangen“. Es kommt nicht auf die Größe der Werke an, „als vielmehr auf die Liebe, mit der sie getan werden“, schreibt die Heilige Teresa von Avila. Entscheidend ist, dass wir auf das Wort Gottes hören und die Werke Jesu je – nach unseren Möglichkeiten – nachahmen. Nicht aus Zwang, Eigensinn oder Pflichtbewusstsein, sondern aus Liebe. Sonst entzieht uns Gott seiner Liebe und wird bei der Ernte sagen: ‚Ich kenne dich nicht. Du gehörst nicht zu dem Samen, den ich habe aussäen lassen. Du bist kein Kind des Reiches, weil du meine Botschaft nicht in dir getragen hast und dich nicht für mich und mein Reich eingesetzt hast‘. Liebe Schwestern und Brüder, wie oder was ist nun das Reich Gottes. Das Reich Gottes ist unsere Welt. Das Reich Gottes, dass sind wir. Wir sind bereits Bewohner dieses Reiches. Wir geben Zeugnis, wenn wir unseren Nächsten aus Liebe begegnen. In dieser Forderung Gottes an uns offenbart sich unsere Schwäche, unser Unvermögen. Es fällt uns so schwer, dieser Forderung nachzukommen. Nicht immer wollen wir dem Anderen zuhören; wir verschließen manchmal bewusst unsere Augen, wenn wir die Not in unserer Welt und unserer Umgebung sehen. Wir haben ja genug mit uns zu tun. Gott lässt uns damit nicht allein. Er stellt uns seinen Sohn als Beispiel und den Heiligen Geist als Begleiter zur Seite. Sie wollen uns täglich neu Begegnen und uns aufhelfen, diesen Auftrag, den wir als Kinder Gottes haben, zu erfüllen. Ich glaube, dass dies im Gebet, in der Stille der Anbetung, in der Feier der Eucharistie geschehen kann. Unser Gott ist ein Gott, der uns als seine Kinder liebt und uns verzeiht. Auch und gerade dann, wenn wir den Forderungen Gottes nicht Folge leisten können oder uns ganz dem Willen Gottes verschließen, so hörten wir in der ersten Lesung aus dem Buch der Weisheit. Gott vergibt denen, die nicht so Handeln, wie er es will, wenn sie bereit sind umzukehren. Der Lohn, den wir für unser Zeugnis vom Reich Gottes erhalten werden, ist die Vollendung bei ihm, bei Gott unseren Vater, wo wir „wie die Sonne leuchten“ (Mt 13,43) werden. „Wer Ohren hat, der höre!“ (Mt 13,43), mahnt Jesus. Es ist ein Weckruf an uns, wenn wir uns auch in der kommenden Welt als Kinder Gottes ansprechen lassen wollen so Drizizga.

Hinweis zur Pastoralreferentenausbildung

Die Ausbildung zum Pastoralreferenten dauert derzeitig in der Diözese Würzburg vier Jahre. Diese Zeit ist mit einer dualen Ausbildung vergleichbar. Etwa die hälfte der Ausbildungszeit verbringt der Assistent / die Assistentin damit, praktische Erfahrungen im Kontext der pastoralen Arbeit in der Gemeinde / in den Gemeinden zu sammeln. Die andere hälfte dient dazu, sich theoretische Grundlagen anzueignen, die für die Tätigkeit in der Seelsorge, als auch für die Berufsgruppe der Pastoralreferenten/innen nötig sind. Zu den praktischen Erfahrungen zählen neben den Aufgabenbereichen mit denen man täglich zu tun hat, die Durchführung einer Projektarbeit, das Unterrichten an Schulen, das Halten von Homilien (geläufig bekannt als Predigt), sowie das Gestalten und Halten liturgischer Feiern. Diese Aufgaben und Bereiche werden am Ende der Ausbildungszeit bewertet und teilweise benotet. Die Bewertungen bzw. Benotungen fließen in die Gesamtbeurteilung zur zweiten Dienstprüfung mit ein, die aus eben benannten Bewertungen, der Durchführung der Projektarbeit und einer schriftlich ausgearbeiteten theologischen Reflexion dieser Projektarbeit besteht. Das alles, sowie eine schriftliche Beurteilung des Ausbildungsverantwortlichen und zweier Gemeindemitglieder, die von gleichem festgelegt werden, entscheiden über die Eignung des Pastoralassistenten / der Pastoralassistentin zum pastoralen Dienst und der damit der damit verbundenen Übernahme in den Dienst der Diözese.

Text: Martin Drzizga / Bilder: Erhard Wiesmann